Ein grafisches Erbe
Wer im Internet nach dem ältesten Logo der Welt sucht, trifft schnell auf ein Plakat mit einer Sanduhr. Lassen Sie uns die Zeit aber noch etliche Jahrtausende zurückdrehen. Ich denke dabei an die ägyptische Mythologie, an das Auge des Re, bekannt auch als das Auge der Vorsehung. Das meist in einem Dreieck eingefasste und mit Strahlen versehene Zeichen war ursprünglich den Sonnengöttern gewidmet. Erst viele Jahrhunderte später findet es auch Einzug in die monotheistischen Religionen. Heute ziert das Horusauge unter anderem jüdische Grabsteine und christliche Altäre. Dieses Sinnbild fand ebenso Gefallen bei den Freimaurern und in der Welt der Geheimgesellschaften. Selbst auf der Ein-Dollar-Note der Vereinigten Staaten ist das wohl erfolgreichste und rund 3.300 Jahre alte Symbol zu finden.
Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Künstler:innen, Grafiker:innen und Designer:innen müssen sich oftmals mit der Endlichkeit ihrer Arbeiten abfinden aber es gibt Ausnahmen:
Vor etwa 25 Jahren erhielt ich von einer Gemeinde an der Donau den Auftrag, ein Logo zu gestalten. Der Bürgermeister zeigte mir vier oder fünf Entwürfe, die er von einem Mitbewerber erhalten hatte. Offensichtlich suchte er als Ortsvorsteher nach einer wirklich logischen Lösung. Das kam mir als junger Grafikdesigner sehr entgegen, denn ich war damals wie heute von der Heraldik (Lehre von den Wappen) sehr angetan. Jedes Wappen erzählt eine ganz individuelle Geschichte und so war es für mich ein Leichtes, den Bürgermeister samt Gremium von einem Re-Design des Gemeindewappens zu überzeugen. Das noch Erfreulichere begegnete mir allerdings heute im Internet, denn offensichtlich nutzt auch die nachfolgende Generation der Gemeinde Bad Kreuzen ihr grafisches Erbe sehr konsequent. Damit ist ein 540 Jahre altes Symbol um eine Geschichte reicher.
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